Tag: skateboarding

Es ist immer wieder eine Freude Chris Pfanner zu treffen, denn einige Dinge scheinen sich im Leben des mittlerweile 30jährigen Österreichers nie zu ändern. Chris ist freundlich, hat keine Sponsorenwechsel zu vermelden und ist – wie immer – gut gelaunt. Wie die Geburt seines zweiten Kindes ihn verändert hat und wieso er mehr Skateboard fährt, als je zuvor, könnt ihr in folgendem Interview nachlesen, das wir während der Vans “Propeller” Premiere in Berlin mit ihm geführt haben:

Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich das erste Mal ein Foto von dir gesehen habe. Wie wichtig sind dir persönich Fotos heutzutage?
Fotos sind super wichtig für mich, klar leben wir im digitalen Zeitalter, aber viele Fotografen reissen sich noch immer den Arsch auf, um ein gutes Bild zu schießen. Ich mag es mir die Bilder in Magazinen anzugucken, siehaben einen gewissen Wert.

Du bist einer der wenigen Pros, die immer noch in Europa leben…
Genau, ich bin immer noch hier, meine Familie ist hier und deswegen bleibe ich auch.

Hast du mal mit dem Gedanken gespielt nach Amerika zu gehen?
Auf jeden Fall, es gab Zeiten, in denen das für mich einiges leichter gemacht hätte und auch besser für meine Karriere gewesen wäre, aber das wollte ich meiner Familie nicht antun. Wir sind hier zuhause, hier fühlen wir uns wohl und es geht nunmal nicht nur um mich. Ich habe diesen Weg gewählt, weil wir uns alle damit wohlfühlen. Meine Sponsoren haben dafür Verständnis und ich bin sehr dankbar dafür.

Du hast in Europa angefangen zu skaten – hat sich dein Skateboarding über die Jahre verändert?
Ich mag es, alles zu skaten, auch die roughen Spots, ich kenne es nicht anders. Wenn ich nach Los Angeles fliege und die Möglichkeit bekommen, die besten Spots zu skaten, ist das umso besser.

Hattest du die Möglichkeit für Propeller in deiner Heimat zu filmen?
Ja, Greg hat mich in Nürnberg besucht und ein Trick hat es tatsächlich ins Video geschafft – darüber bin ich sehr happy.

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Du warst gerade mit Anti Hero in Israel auf Tour um zu filmen, jetzt dieses Video… Es ist ein gutes Jahr für dich bis jetzt, oder?
Auf jeden Fall, nicht nur was Skateboarding betrifft. Ich bin gerade zum zweiten Mal Vater geworden – es ist super. Ich kann mich nicht beschweren und es gibt bereits einige Projekte auf die ich mich sehr freue. Ein gutes Jahr!

Wie muss man sich das vorstellen, wenn du an so einem großen Projekt wie Propeller arbeitest? Hast du Filmer hier in Europa, die ihre Footage dann in die Staaten schicken?
Es ist manchmal etwas schwierig – bei großen Projekten gibt es ja immer eine Vision – da ist es natürlich einfacher, wenn man direkt mit den Leuten vor Ort arbeiten kann. Ich versuche immer mein Bestes zu geben und arbeite mit vielen Filmern zusammen. Es gibt immer Wege, die zum Ziel führen.

Wie verändert denn deine Familie dein Skateboarding? Ist das nicht extrem schwierig alles unter einen Hut zu bekommen?
Um ehrlich zu sein, hat sich natürlich viel verändert – aber sehr positiv: Ich skate im Moment mehr als jemals zuvor. Ich bin viel zuhause und gehe öfter in den Skatepark… Klar bin ich verantwortlich für zwei Kinder, aber ich verdiene mein Geld mit Skateboarding – was besseres hätte mir doch gar nicht passieren können. Ich liebe es!

Interview: Roland Hoogwater
Fotos: Vans

„Skaters were cool when you didn’t know about their personal lives.“
– Anthony Pappalardo

Neulich habe ich mich dabei erwischt, wie ich im Shelter auf der Tribüne gesessen habe und über ein Instagram-Hashtag zu einem Shelter-YouTube-Video gelangt bin. Ich bin also in der Halle, vor mir passiert die Action, doch ich habe den Blick auf mein Smartphone gesenkt, um… um was eigentlich? Ein Skatevideo zu gucken? Um shelter-mäßig up-to-date zu sein? Um keine vermeintliche Langeweile aufkommen zu lassen? Ich weiß es gar nicht, finde aber, es ist höchste Zeit, das digitale Verhalten zu reflektieren und die Entwicklung von Skateboarding aufgrund der neuen Technologien zu hinterfragen.

Eine Unterhaltung zwischen Benni Markstein und Sara Chahrrour

Benni: Generell gibt es, wenn neue Medien und technische Möglichkeiten erfunden werden, den Hang zu Schwarzmalerei und Ablehnung, so war z.B. das Lesen eines Romans noch im 18. Jahrhundert verpönt und ein Zeichen moralischen Verfalls. Im Verlauf dieser Recherche bemerke ich, wie ich beim Betrachten dieser ganzen Entwicklung irgendwie negativ gestimmt bin – wie ein alter, knöteriger Opa der jammert, dass früher alles besser war. War es aber auch! VHS-Videos wurden 50 Mal geguckt, Tricks und Fahrer konnte man sich noch merken und Fotos in Magazinen wurden geschätzt, aber vor allen Dingen: Es gab wesentlich mehr Platz für Fantasie…

Wenn ich als bedachter Nutzer sozialer Medien bereits solche oben genannten Shelter-Tendenzen aufzeige, frage ich mich, wie es erst um die Generation bestimmt ist, die mit Handyapps groß geworden ist und deren Kommunikationsverhalten größtenteils auf kurzen Sätzen mit bunten Emojis basiert. Eine Nachricht besteht plötzlich aus vielen Nachrichten, ständig macht sich das Gerät in der Tasche bemerkbar und will bespielt werden. WhatsApp my ass, was für eine Seuche! Wie leicht es dabei ist, z.B. ein iPhone zu bedienen, wird einem dann bewusst, wenn man sich mal vor Augen führt, dass dieses Wunder der Technik keine Bedienungsanleitung besitzt. Karton auf, Handy an, los geht’s. Und schon ist das Leben und die Welt im Hosentaschenformat verfügbar.

Skateboarder sind perfekte Opfer, denn sie sind schon immer hungrig gewesen nach Skateboarding. Wer hat wann welchen Trick gemacht, welcher NBD ist an welchem bekannten Spot gefallen und wer fährt nun für welchen neuen Schuhsponsor? All diese Informationen sofort und brandheiß geliefert zu bekommen, wäre noch vor einigen Jahren ein Traum gewesen! Dabei gibt es einen trügerischen Unterschied: Früher lag die Informationsverbreitung in der Hand von Medien, denen gefolgt und geglaubt wurde, wenn diese sich Reichweite, Authentizität und Standing in der Szene erarbeitet hatten. Heutzutage wird man geboren, um selbst zu performen.

Menschen werden zu ihren eigenen Marken und Marken werden zu Medien, und alle rühren fleißig ihre eigene Werbetrommel. Und dabei laufen wir einem Irrglauben hinterher, einer Sache, der sich jeder Mensch eigentlich bewusst ist, die zu erfassen allerdings allzu schwer zu sein scheint: Es ist nicht möglich die Realität zu repräsentieren. Die Wirklichkeit wird bearbeitet und so verändert, bis es dem Absender genau passt und auf seine eigenen Bedürfnisse zurechtgeschneidert ist. Man empfängt ein konstruiertes Image und weist der Quantität eine hohe Bedeutung zu. Wenn sich bei Facebook in unseren Streams nur noch Skatevideos in miserabler Qualität und 15-Sekunden-Länge öffnen, dann nicht, weil es uns als Skater anspricht, sondern damit möglichst viel Reichweite erzeugt wird und wir immer wieder „Video erneut abspielen“ anklicken.

Manche Menschen glauben noch immer, die Welt sei nur materialistisch und Erfolg lasse sich in Geld messen. Im Sinne unserer kulturellen Ästhetik ist dies eine hässliche und störende Entwicklung. Und auch der Trugschluss, die Qualität an der Anzahl von Followern zu messen, die man sich mit Leichtigkeit „besorgen“ kann, ist jedem bekannt, doch trotzdem werden Produkte anhand der Massen von „Fans“ bewertet.

Sara: Die neue Generation wird sicherlich dessen irgendwann verdrossen sein, das merken wir doch jetzt schon. Diese ganze Selbstdarstellung wird es weiter geben, aber wir befinden uns auf dem Zenit der ganzen Sache. Es ist immer alles viel schrecklicher im Augenblick und wenn man zurückschaut ist alles halb so wild. Man muss davon zurücktreten, alles so zynisch zu sehen. Nicht so herablassend damit umgehen, es ist nützlich, es ist schön, es macht irgendwie Spaß, es hat voll viele Vorteile und es wird genutzt. Und es wird nicht immer so genutzt werden, es wird sich wahrscheinlich verändern. Es findet eine normale, kulturelle Evolution statt, die auf Technologien basiert. 

Man sollte vorsichtig sein, aber die tatsächlichen, kausalen Zusammenhänge konstruiert man sowieso erst im Nachhinein. Man darf nicht zu streng in der Gegenwart sein. Vielleicht interessiert sich in 15 Jahren niemand mehr für Social Media, aber es kann auch sein, dass es einfach zum Alltag gehört und nicht mehr so reißerisch genutzt wird. Jetzt ist es noch so, „boah, endlich können wir uns entfalten und uns selbst verwirklichen”, aber gebt der Sache noch zehn Jahre und dann ist die Selbstdarstellung und der Selfie-Lifestyle vielleicht total out, weil sie überfordernd wirkt. Wem soll man noch bei all der Universal-Präsenz gerecht werden?

Bei uns fängt es jetzt schon an, Facebook ist werbeverseucht, Instagram ist durchgespielt. In fünf Jahren werden die 15-Jährigen sich einfach denken: „Rebellion ist aber kein Social Media – sondern genau das Gegenteil“, und unsere Kinder werden vielleicht fragen: „Boah, Mama, Papa, ihr habt eure Namen im Internet stehen. Seid ihr bescheuert?“ Und wir so ganz nach dem Motto: „Ja, wisst ihr, es waren die Sechziger und wir haben uns alle geliebt und so…“ Wir wissen nicht, wo es hingeht, aber ich bin mir sicher, dass es alles nicht so grausam ist, wie es manchmal an die Wand geworfen wird.

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Benni: Aber wie wollen wir eigentlich leben? Es kommt mir momentan so vor, als würden wir in einer bedrohlichen Unübersichtlichkeit der Welt hin- und hergerissen werden. Wollen wir dies, sollen wir das und was haben wir davon? Diese Unübersichtlichkeit schaffen wir uns allerdings selbst, indem wir quasi alltäglichen Dingen ein zu hohes Maß an Aufmerksamkeit zukommen lassen. Zum Beispiel wird heute alles mit Handykameras dokumentiert sobald es einen kleinen Funken anders ist, als das, was man kennt.

Stumpfes Beispiel: Neulich sah ich ein Stück Brokkoli auf dem verregneten Boxhagener Platz im Laub liegen und dachte, das könnte ja ein schöner „Insta-Moment“ sein. Was für eine Dummheit, aber dass diese Überlegung in meinen Kopf gekommen ist, ist doch der Beleg für das Gefühl, auf der Suche zu sein, oder? Auf der Suche nach Dingen, die man teilen kann, damit man auch etwas zu sagen hat. Damit man mitspielen darf. Damit man dazugehört, damit man beliebt ist und bewundert wird. Damit man nicht hintenüber fällt und damit man sich beweisen und zeigen kann.

­„Einfachheit des Ausdrucks erreicht man durch sparsamen Einsatz der Mittel.“
– Henri Cartier-Bresson

Sara: Warum bewertest du es als dumm oder stumpf? Ganz im Gegenteil, es ist doch irgendwie krass, wie sehr wir unser Auge mittlerweile schulen. Wäre es uns vor zehn Jahren aufgefallen? Die Grenze musst du erst dann ziehen, wenn du es online stellst und damit eine Wirkung erzielen möchtest. Du kannst das Foto doch machen und dich über den Moment freuen, aber in dem Augenblick, wo du es online stellst, hat sich was verändert, nicht in dem Augenblick, wo du danach gesucht hast. Du kannst zwanzig Selfies von dir am Tag machen – wieso ist das schlimmer, als 20 Minuten vor dem Spiegel zu stehen? Es weiterzuverbreiten und seinen Freunden oder sogar Fremden mitzuteilen hingegen steht auf einem anderen Blatt Papier.

Dennoch: es macht uns alle nicht kaputt; ganz viel davon ist sogar gut für uns. Ich nenne es „den schöne Blick“, die ganzen Insta-Moments. Die Fotos mit den Freunden, die es nicht gegeben hätte, und sich über jeden zu freuen, der vor zehn Jahren nie eine Kamera in der Hand gehalten hätte, der, weil es so einfach ist, es jetzt einfach macht, „Ja Mann, ich hab Bock das jetzt aufzunehmen“. Wir denken uns, „Boah, voll die Toys, weil die es hochladen, das ist ja eigentlich nicht für die Augen anderer bestimmt.“  Aber eigentlich ist diese kulturelle Praxis fragwürdig, weil die meisten Kids den genauen Nutzen nicht formulieren können (Selbstdarstellung und -vermarktung, Ökonomisierung der eigenen “Talente”), aber schon fühlen, dass es ihnen etwas bringt. Was bringt es ihnen?

Man sollte sich vielleicht fragen, warum veröffentliche ich das jetzt eigentlich? Das muss jeder für sich selbst bewerten. Oder willst du dadurch zeigen, was du Tolles erlebt hast? Aber auch das ist nicht unbedingt schlimm, wir werden im Laufe der Zeit und im Laufe des Diskurses immer öfter an diese Grenzen geraten. Die meisten Leute haben heute genug Medienkompetenz, um zu verstehen, worum es hier jetzt gerade geht.

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Benni: Du hast ja recht, immerhin lebt Skateboarding von Fotografie und Videos, dementsprechend ist dieses Zeitalter mit der ganzen Selbstdarstellung ein großer Segen. Aber auch ein Fluch! Schön ist, dass jeder seine Tricks mit jedem teilen kann, wie gerne hätten auch wir damals unsere neu gelernten Tricks allen unseren Skate-Homies auf der ganzen Welt gezeigt. Doch der Preis, den wir dafür zahlen, ist hoch, es droht nämlich das Ende der Subkultur, wie wir sie kennen. Denn all die elementaren Bestandteile, aus denen Skateboarding besteht, und die Gefühle, aus denen es sich entwickelt hat, waren stets eng verknüpft mit Rebellion und dem eigenen Kosmos, in dem wir uns aufgehalten haben. Mit eigenen Codes, mit eigener Sprache und eigenem Style. Alle diese Geheimnisse sind heute verbreitet, geteilt, geliked, kommentiert und kopiert. Skateboarding kann also heute weder Subkultur noch Rebellion sein! Fuck!

Sara: Du kannst heute nicht mehr rebellieren. Es ist alles kommerzialisiert, und du kannst dich nicht gegen die Ökonomie wehren. Du kannst Punk werden und damit auch noch Geld verdienen, und das ist der wesentliche Unterschied. Es gibt keine unökonomische Kunst mehr, zumindest nicht in dem Augenblick, wo sie verkauft wird – zum Beispiel durch den dazugehörigen Lifestyle und die beworbenen Produkte. Oder seit wann gehört der Look zum skaten? Skaten war mal Rebellion. Aber sogar dieser ursprünglich “nutzlosen” Sportart wird heute ein Wert beigemessen, der nichts mit dem Skill zu tun hat, sondern nur mit den sich selbst profilierenden Personen und den Produkten, die man vermeintlich zum Skaten “braucht”.

Benni: Zum Glück waren Skateboarder schon immer in der Lage, sich den Gegebenheiten anzupassen, Dinge neu zu erfinden und auszubrechen. Also vielleicht steht uns sogar eine Rebellion gegen die nicht mehr bestehende Rebellion bevor! Solange es genug Leute gibt, die stundenlang einen Trick probieren, mit blutigen Händen und zerschlissenen T-Shirts verdreckt am Spot sitzen, und dabei glücklich sind, wird diese Kultur lebendig sein. Denn trotz all der Bilder auf Tumblr, die vermeintlich cooles Skateboarding vermitteln sollen, bleibt jedoch bestehen, dass Skateboarding eine Bewegungskunst ist, die man können muss. Das geht allerdings nur, wenn man leidenschaftlich bei der Sache ist, es sich einverleibt und viele Stunden praktiziert.

Sara: Skateboarding war immer ein Gegenort, aber wo kann dieser Gegenort noch sein, wenn alles virtuell dargestellt wird? Wenn man sich heute von der Masse abheben will, dann muss man auch mal sagen: okay, ich mache das gerade für mich und für meine Prinzipien, aber nicht, um mich darzustellen oder mein Hobby zu Geld zu machen. Es ist aber nicht Fehler der Skater, sondern eine Strömung unseres kapitalistischen Systems. Keine Subkultur kann sich heute noch von der zunehmenden Kapitalisierung befreien. Weil unsere Gesellschaft so aufgebaut ist, gibt es vielleicht kein pures Skateboarding mehr – Skateboarding, das nur sich selbst bedingt, und keinerlei Zweck verfolgt außer der Meisterschaft und einer sozialen Komponente. Das ist aber nicht schlimm und man sollte nicht den Zeigefinger erheben, es ist vielmehr eine Tatsache, die schlichtweg das Resultat einer natürlichen Entwicklung unserer Gesellschaft derzeit ist.

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Benni: Die Sache ist vor allem, dass uns soziale Medien mehr ausnutzen, als das sie uns tatsächlich nützen. Mal ehrlich: mit seinen alten Schulkameraden will eh keiner mehr in Kontakt bleiben. Betrachtet man das Ausmaß, was an unseren Daten und Verhaltensweisen gespeichert und weiter verarbeitet wird, stehen wir da wie Trottel. Wir sind nun mal kommunikative Wesen und reden gerne miteinander, das machen sich die berüchtigten Kommunikationsplattformen zunutze. Am Ende geht es meistens um den unbändigen Drang nach Entertainment, die Leute lieben es, sich Dinge zu erzählen und unterhalten zu werden.

Social Media hat es geschafft, dass wir uns heutzutage allzu leicht über die Anerkennung anderer definieren. Gesellschaftlicher Status wird daran gemessen, wie viele Leute einem folgen, und ohne diese Anerkennung sind wir nicht dabei. Durch Überidentifikation wird der Selbstwert sogar abhängig von „Social Media“. Das heißt: Du enttäuscht dich selbst in dem Augenblick, wo du keine Anerkennung bekommst, weil du denkst, das muss ja so sein. Speziell im Skateboarding geht es mittlerweile nicht mehr nur um die Tricks, denn die werden nicht unbedingt neuer. Es herrscht einfach ein immenser Überfluss und es geht vielmehr um die Ästhetisierung.

Sara: Genau, es geht heute mehr um die ästhetische Innovation und nicht unbedingt um das technische Voranschreiten. Im Handwerk geht es ja nicht darum, den Tisch noch „tischiger“ zu machen, sondern es geht darum, den Tisch gut zu machen – und zwar so gut, wie es geht. Der Tischler muss auch nicht zwangsweise ein Instagram-Bild von der tollen Tischdeko machen, um zu beweisen, was er kann. Wenn man Skater ist, kann einem eigentlich alles scheißegal sein, es geht nur darum, den 360 Flip zu perfektionieren. Den meisten Leuten geht es aber nicht mehr darum, gut in dem Prozess zu werden, sondern darum zu zeigen, was man Innovatives, Neues kann und dafür Klicks und Likes zu bekommen. Oder alles kreativ auszuschlachten. Sich die abgefahrensten Sachen auszudenken, die nichts mit Skateboarding zu tun haben.

Benni: Also laufen wir täglich durch eine Welt, in der viele Menschen ein vermeintlich gutes Leben haben und dabei selbstbewusst und erfolgreich aussehen, Skateboarder in den besten Parks skaten und die härtesten Tricks first try machen. Tag für Tag bewerten, kommentieren und vergleichen wir. Wir fällen permanent Urteile, und es ist gar nicht so schwer lethargisch zu werden nach dem Motto: „Den anderen geht es immer besser, sie haben keine Probleme, während ich große Probleme habe.“ Die Skateboard-Welt wird weiterhin immer unübersichtlicher, der Overkill ist nicht zu stoppen, während die Wahlmöglichkeiten immer mehr zunehmen. Ein gutes Leben ist vor allem ein gut geführtes Leben, und im Endeffekt ist es entscheidend, wie jeder einzelne damit umgeht. Ich bin der Überzeugung, einfach mal öfters die Nase in den Wind zu halten, anstatt im Smartphone zu versinken, macht auf Dauer glücklicher.

Sara: Gehen wir mal zurück zur Frage: was ist Skateboarding überhaupt? Es ist Sport, es ist Lifestyle, es ist urbane Praxis. Aber eigentlich ist Skating eine Aktivität in einem bestimmten (urbanen) Kontext. Ein Lernprozess, der einem Freude bereitet, weil man sich Skills aneignet, die vielleicht völlig nutzlos sind. Man braucht es nicht zum Leben, zum Atmen oder um Kinder zu bekommen, und meistens verdient man auch kein Geld damit. Man bricht sich eher die Knochen, als dass man seinem Körper damit Gutes tut. Es hat keinen Nutzen, ist aber etwas Soziales, und sogar ein performatives Kunstwerk: ein Handeln, das ein Gefühl bereitet. Es ist ein Gefühl, in das man für sich selbst alles reinprojizieren kann, eine artistische Meisterschaft sogar. Man kann auf die Straße gehen, ohne dass es einen stört, sich auch mal aufs Maul zu legen. Denn so ist man einfach. Dieses Gefühl kann man überhaupt nicht ins Virtuelle übertragen, und man kann es auch niemandem erklären. Wer das neben all den zeitgenössischen Ornamenten (geile Posen, schicke Bilder, viele Likes, Millionen von Followern) nicht vergisst, der wird sein Leben lang Spaß daran haben, sogar dann und vielleicht erst recht, wenn man kein Geld damit verdient.

Sara Chahrrour studiert Kulturwissenschaften mit dem Hauptschwerpunkt Sozialwissenschaften und untersucht dabei die Stadt in der Gegenwart.

Fotos: Danny Sommerfeld

Die Zeit rennt. Immer. Unaufhaltsam. Und schon ist der April fast vorbei – eine willkommene Gelegenheit für uns euch nochmals die Highlights des Monats zusammengefasst ans Herz zu legen. Was los war, lest ihr hier – viel Vergnügen:

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Die 10 besten Kommentare zu Denny Phams Full Part.

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Robinson Kuhlmann und der Drink des Sommers

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Slapstick vom Feinsten in dieser coolen Session, Alder.

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Wer kann eigentlich alles über Autos springen – ein Best-Of.

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Skateboarding könnte so einfach sein, wenn da nicht diese 8 Dinge wären.

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Erik Groß erzählt, wie er zur Fotografie kam und zeigt einige Bilder von Danny Sommerfeld.

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Es gibt viele gute Gründe Tricks zu verlernen – wir sprechen aus Erfahrung.

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Das große Leo Valls Interview.

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Ein Interview mit dem New Yorker Fotografen Marco Hernandez.

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Hannes Schilling hat die eingetrampelten Pfade verlassen.

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Wer hatte eigentlich alles einen Part zu Musik von Kurt Cobain?

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Wir haben ein Interview mit Malte Spitz geführt, ohne ihm dabei Fragen zu stellen.

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Die besten Aprilscherze, die leider keine sind. Reingefallen?

Über mangelnde Präsenz von Mikey Taylor kann sich eigentlich niemand beschweren, zumindest niemand, der die Streetleague und The Berrics verfolgt – Streetfootage von Mr. Taylor hingegen ist in den letzten Jahren zu einem raren Gut geworden. Zum Release seines neuen Pro Models auf DC Shoes hat sich Mikey mal wieder auf die Straße begeben und diesen ansehnlichen Part gefilmt – er kann es noch immer. Bitte mehr davon:

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So, nachdem nun wahrscheinlich jeder von euch “It’s A Phamtastic World” gesehen hat, ist es an der Zeit den Part und seine Reaktionen aufzuarbeiten. Wenn du den Part noch nicht gesehen hast, nimm dir bitte vier Minuten Zeit und klicke hier. Wir haben uns durch das World Wide Web geklickt und diese 10 aussagekräftigen Quotes zusammengesucht. Wenn ihr euren Senf auch noch loswerden wollt – gerne in die Kommentare damit! Jetzt aber:

“German Malto”

“If he was on Adio they would never have gone bankrupt.”

“Asian Shane o’Neill”

“Where is the fucking rails?”

“It’s a phamtastic part!”

“Wow, Skateboarding is getting way too tech”

“I think Flip has their new Mark Appleyard!”

“This is the best filming i’ve ever seen.”

“Is this guy getting paid yet?”

“Regular or goofy? Yes!”

Michi Mackrodt hat zusammen mit Enrique Mayor diesen Mini Part für seinen Sponsor Haze Wheels zusammengefilmt – da haben sich die vielen Reisen ja bezahlt gemacht. Für Freunde von flinken Füßen:

Letzten Samstag hat in London der Palace Skateboards Flagshipstore seine Türen geöffnet und der kann sich durchaus sehen lassen mit seinem Marmorboden und stilsicheren Einrichtung – Platzangst bekommt in dem großzügigen Laden in der Brewer Street wohl niemand. Palace Gründer Lev Tanju über sein neuestes Projekt: “I’ve been trying to do it for ages, really. I was just waiting to find the right spot. It’s a lot of work, but it’s all fun, really… It’s just a nice spot to hang out at. A skate shop that does everything.” Wer den Store beim nächsten London Aufenthalt einen Besuch abstatten möchte, findet ihn hier:

Palace Skateboards
26 Brewer Street
London
W1F 0SW

Für alle anderen haben wir hier die Bilder.

via palaceskateboards.com

Silvester auf Malle ist nur einmal im Jahr, dachten sich die Oberhunde von TPDG Supplies und nutzen die Gelegenheit um sich ein paar schöne Tage im und um den Bierkönig herum zu machen. Drake war auch dabei und DJ Herzmann hat die vielen Busfahrten mit Hits am Fließband musikalisch unterlegt – gut aufgelegt.

Bestellt euch ‘ne Cerveza oder einen Café con leche por favor und genießt die folgenden #picofthedays mit ein paar klassisch schwarz-weißen Postkarten-Momente! In diesem Sinne #greetingsfromtpdg und welcome to the great outdoors.

by Danny Sommerfeld

Die Kölner North Brigade feiert am Samstag, den 9. Mai ihr offizielles Re-Opening – tragt euch den Termin schonmal in den Kalender ein, denn da geht einiges: Im neuen, von Rune Glifberg höchstpersönlich entworfenen Bowl werden die europäischen Young Guns Danny Leon, Lenni Jannsen und Tyler Edtmayer eine Demo fahren, weiterhin wird es Best Trick Sessions im Bowl und am Stufenset geben, bei denen ihr Cash für die besten Tricks abgreifen könnt. Außerdem gibt es kostenlose Workshops, Kölsch und die legendären North Burger. Jetzt muss nur noch die Sonne scheinen – wir drücken die Daumen!

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Sonntag geht es dann übrigens nahtlos weiter it dem Vans Shop Riot:

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Der französische Künstler Lucas Beaufort hat sich mit seinen bemalten Covern einen Namen in der Skateboardszene gemacht und mittlerweile trägt seine harte Arbeit Früchte: In den letzten Monaten hat Lucas einen eigenen Schuh bei Filament bekommen, Boards für Almost gestaltet und hatte jetzt das Vergnügen für sml. Wheels Rollendesigns beizusteuern. In diesem Video erzählt der sympathische Franzose, wie er überhaupt zur Kunst gefunden hat und was in naher Zukunft bei ihm ansteht…

Mehr Lucas Beaufort gibt’s hier.

Während sich in unseren Gefilden endlich der Sommer nähert, kehrt am anderen Ende der Welt langsam, aber sicher der Winter ein. Die Australier von Buttergoods stellen also mit diesem Lookbook – analog geschossen von James Whineray und Garth Mariano in den Straßen von Perth – die neue Winterkollektion vor, die trotzdem irgendwie nach Sommer riecht: So kalt wirds ja in Australien nicht werden…

Ab dem 29. April lassen sich die Teile online shoppen!

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Es ist schon ganz schön verwunderlich einen fast 2 Minuten langen Mix Part mit einem Inline Skater in sein Full Lenght Video zu packen – die guten Jungs aus Kassel von Jonathon the Dog haben genau das in ihrem “Tropical Zander” Video getan. Einfach weil sie wissen, dass Skaten mehr ist als nur NBD und ABD – eigentlich is eh alles woscht: Am Ende geht es darum, mit der richtigen Gang unterwegs zu sein, dann fühlen sich auch die schlimmsten Kickflips an wie Banger. Spassbrille an und Fullscreenvorhang auf für ‘ne coole Session, Alder!

Marc Bultmann hat seine Festplatten entstaubt und dabei direkt noch die Leftovers der vergangenen Jahre zusammgeschnitten, die aber allemal sehenswert sind. Mit dabei sind unter anderem Maxim Rosenbauer, Mark Frölich, Louie Barletta, Daniel Pannemann und Nils Brauer – gefilmt wurde in Deutschland, Holland, Portugal, Spanien und der Türkei. Danke dafür!

Hin und wieder überkommt einen die Lust an ein parkenden Auto zu springen, weil dieses eine sehr einladene Form zeigt und mancher Kotflügel ja gerade dazu einläd gegrindet zu werden. Bei den meisten Leuten bleibt es jedoch bei der Phantasie und das ist auch gut so – ein Auto ist mitunter ja auch nicht ganz billig. Wäre aber zumindest in der Theorie machbar, während es den meistens von uns an Pop mangelt, das Auto per Ollie zu überqueren. Es gibt allerdings Leute, die das können – ein Best Of:


Brandon Westgate – Welcome To The Familiy:
Nach Gerüchten um einen Wechsel zu Toy Machine, fand Brandon vor kurzem bei Element Skateboards ein neues Zuhause. Zur Feier des neuen Arbeitgebers springt Mister Powerhouse über einen unbekannten VW Golf und man könnte fast meinen, dass ihm der PKW nicht einmal wirklich aufgefallen ist. So easy!


John Fitzgerald – Thunder Trucks Clip:
Neu im Game und schon so frech: HOCKEYs John Fitzgerald mit einem saftigen Kickflip über einen abgewrackten Kombi.


Brandon Biebel – “Ollie over car”:
Auch wenn dieses Video ein Fake ist und man solche “Special-Effects” mittlerweile mit jedem iPhone selber nachstellen kann… Biebs war ziemlich früh dran mit diesem Gag, den damals nicht jeder verstehen wollten.


Jeremy Wray – One Step Beyond:
Ein absoluter Klassiker. Jeremy Wray ist Pionier, wenn es um extrem weite Gaps geht. Wobei wir bei diesem Clip eher von extrem teuer sprechen können: Mister Wray lässt sich von seinem Bruder mit dem Roller anziehen, um über einen brandneuen Porsche zu springen. Wer kann, der macht.


Kerry Getz – DVS Skate More:
Kerry Getz darf natürlich nicht fehlen, denn Kerry ist bekannt für extravagante Manöver, latente Protzigkeit und ein volles Konto. Der Porsche, den er in seinem Skate More Part überfliegt gehört ihm – klar…


Sami Harithi – Cities:
Wer auch sonst? Wenn einer über Autos springen kann, dann ist es wohl Sami Harithi in sehr jungen Jahren. Na, David Luther – den Wagen kennst du doch? Ein absoluter Klassiker.


Erik “Chachi” Martinez – All City Showdown: New York:
Mister “Best-Ollie” Erik Martinez hat mit diesem Ollie während der Contest Serie “All City Showdown” von den Kollegen vom Thrasher Magazine, den Award für den besten Ollie bekommen. Von daher darf er hier natürlich auch nicht fehlen.


Tony Hawk – “Jumps Moving MINI Hardtop”:
Der Birdman persönlich springt über einen fahrenden Mini. Klare Marketingaktion, trotzdem irre und somit ein Fall für Tony Hawk.

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Denny Pham hat für das Thrasher Magazine einen Full Part gefilmt: „It’s a Phamtastic World“ geht am 27. April auf www.thrashermagazine.com online. Wer allerdings am 25. April in Berlin ist, hat die Möglichkeit den Full Part schon vorab zu sehen – Nike SB lädt zur Weltpremiere in die Urban Spree Gallery, wo es neben dem Part eine Ausstellung zu sehen geben wird – die Bilder dokumentieren die Zeit, in der Denny für den Part gefilmt hat. Es gibt Musik und Drinks, ein Food Truck steht ebenfalls bereit – es soll euch an nichts mangeln. Der Eintritt ist frei – wer der Veranstaltung bei Facebook beitritt, steht automatisch auf der Gästeliste.

Wir sehen uns kommenden Samstag! In freudiger Erwartung,
Team PLACE

Alle Infos auf einen Blick:

Denny Pham – „It’s a Phamtastic World“ World Premiere
25. April ab 20:00 Uhr
Urban Spree Galerie, Revaler Str. 99, Berlin
Eintritt frei