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Nur vereinzelt Coverage haben und trotzdem einen hohen Stellenwert halten, das können sich in der heutigen, schnelllebigen Skateboardwelt nicht viele Leute leisten. Es sei denn, es umgibt einen eine Aura und eine gewisse Unantastbarkeit, die einen fast schon zum Mythos machen. Einer, bei dem das so ist, ist Gino Iannucci. Der gebürtige New Yorker, mittlerweile 38 Jahre alt, wird seit zwei Jahrzehnten für jeden einzelnen Trick gefeiert, den man von ihm zu sehen bekommt. Selbst wenn mehrere Jahre zwischen seiner Coverage liegen, gerät er nie in Vergessenheit. Denn, seien wir mal ehrlich, bei Gino sieht einfach alles zu gut aus. Sein Status als lebende Legende ist ihm damit gesichert. Und obwohl er sich so rar macht in der Szene, bleibt er ein fester Bestandteil, denn der Durst nach Footage von dem Amerikaner mit italienischen Wurzeln ist nie gestillt. Wir freuen uns umso mehr, euch ein kurzes Interview mit dem Chocolate Pro zu präsentieren, in dem es unter anderem um Keenan Milton geht, um die Neunziger Jahre in L.A. und um die Frage, warum er noch lange nicht daran denkt, sein Board an den Nagel zu hängen.
Listen to Gino.

P: Hi Gino, du hattest gerade mal wieder eine stylische Nike Ad, aber sonst sieht man sehr wenig von dir. Bist du sehr wählerisch, wenn es darum geht, was du an Footage rausbringst?

GI: Natürlich, ich bin da schon sehr picky.

P: Fällt dir das Skaten an sich noch leicht?

GI: Skaten war nie einfach für mich. Für viele Tricks, die von mir rauskamen in den letzten Jahren, musste ich hart arbeiten. Jetzt kommt noch hinzu, dass ich seltener skate als früher und umso länger brauche ich, um wieder ein gutes Boardgefühl zu bekommen.

P: Wie oft gehst du skaten?

GI: Wenn ich fit bin, versuche ich jeden Tag zu skaten. Bei leichten Verletzungen setze ich auch gerne mal eine Woche aus. Man weiß ja nie, was kommt.

P: Und mit wem gehst du skaten?

GI: In New York skate ich gerne mal allein, kein Scheiß. Ansonsten gehe ich mit meinen Homies rollen, die jetzt nicht so bekannt sind. In L.A. skate ich meistens mit den Girl und Chocolate Jungs. Oder auch mal mit Dill, falls ich ihn treffe.

P: Was ist heute der größte Unterschied zu den Neunziger Jahren, wo du mit Eric Pupecki und Keenan Milton in Los Angelos eine WG hattest?

GI: Hauptsächlich das Nachtleben. Wir gingen nachts richtig steil und sind am nächsten Tag skaten gegangen. Heute gehe ich gar nicht mehr aus.

P: Wie hat der Tod von Keenan Milton dein Leben beeinträchtigt?

GI: Das war wirklich schrecklich damals. Es hat mir gezeigt, dass es nicht nur die Sonnenseite im Leben gibt, sondern dass0 die Realität schneller zuschlagen kann, als man denkt.

P: Wie würdest du deinen Lifestyle zu dieser Zeit beschreiben?

GI: Ich habe eigentlich nur abgehangen, war sorglos und viel selbstbezogener als heutzutage.

P: Glaubst du, dass gesponserte Skater oft den Bezug zur Realität verlieren, wenn sie alles in den Hintern geschoben bekommen?

GI: Über die Jahre habe ich immer mehr zu wertschätzen gelernt, was ich hier eigentlich machen darf. Ich habe viele Touren einfach abgeblasen, die wahrscheinlich eine tolle Erfahrung gewesen wären. Ich habe meinen Freunden gesagt, dass ich es cool finde, dass sie ihren 9 to 5 Job durchziehen, während ich für das Skaten bezahlt werde. Ich habe mich schon immer glücklich geschätzt, aber manchmal hatte ich einfach kein gutes Gefühl dabei.

P: Ich habe gehört, dass du dem Alkohol abgeschworen hast!

GI: Ich versuche, so weit es geht meine Finger von Alkohol zu lassen. Eine Zeit lang hat das echt viel Spaß gemacht, aber es kommen eben auch die negativen Aspekte dazu. Irgendwann hat der Alkohol mein Leben diktiert und das wollte ich niemals. Für eine kurze Zeit war ich darin gefangen.

P: Du bist von Cali zurück an die Ostküste gezogen. Wie kam der Sinneswandel?

GI: Ich brauchte einfach Abwechslung.

P: In den späten Neunzigern hattest du eine elektronische Fußfessel und konntest dich nicht weit von zu Hause bewegen. Welche Geschichte steckt dahinter?

GI: Ich bin mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, sagen wir es so. Und eine der Bedingungen war, dass ich die elektronische Fußfessel tragen musste und Hausarrest hatte. Ich durfte nur ein paar Stunden mein Haus verlassen und zur Arbeit fahren. Das ganze musste ich drei Monate lang durchziehen. Eine ätzende Zeit, sag ich dir.

P: Welche Skater feierst du heutzutage ab?

GI: Torey Pudwill finde ich unglaublich. Dennis Busenitz auch. Ansonsten fällt mir gerade keiner ein.

P: Wie schafft man es als Skater lange interessant zu bleiben?

GI: Gute Frage, aber schwer zu beantworten. Ich kann es dir nicht genau sagen. Es gibt keine bestimmte Formel. Entweder es ist so oder eben nicht.

P: Du skatest für MIGHTY HEALTHY und bist auch involviert in die Company. Wie kam es dazu?

GI: Ich bin schon sehr lange mit den Gründern von MH befreundet. Ray Mate, der die Firma ins Rollen gebracht hat, fragte mich, ob ich sie repräsentieren will. Ich sagte zu und war somit der erste Teamrider. Irgendwann zog sich sein Business Partner immer mehr zurück und ich fuhr öfter nach Manhattan in sein Office, um Photos zu schießen. Mittlerweile sitzen die Jungs in Long Beach, Kalifornien. Ich spreche da oft mit Danny Montoya, der sich dort um die Sachen kümmert, aber wenn Ray in New York ist, bin ich bei ihm und checke, wie die neuen Produkte rüberkommen. Ich spreche schon ein Wörtchen mit.

P: Welche Philosophie verfolgt ihr mit MH?

GI: Den New York State of Mind!

P: Wie sieht ein normaler Tag bei dir aus?

GI: Normal? Wer weiß schon, was normal ist?!

P: Wer inspiriert dich: im Skaten wie im richtigen Leben?

GI: Beim Skaten: Leute, aus meiner Generation, die sich weiterhin pushen.
Im richtigen Leben: Negative Leute. Sie spornen mich an, alles noch besser zu machen.

P: Das Chocolate Video soll ja bald erscheinen. Fühlst du noch immer Druck, oder denkst du dir: „Ich bin schon so lange dabei, ich mach mich locker!“?

GI: Diesen Part will ich in allererste Linie für mich und natürlich auch die Leute, die Footage von mir sehen wollen, machen. Also es ist definitiv einiges an Druck da.

P: Wie motivierst du dich heutzutage, wenn du was filmen gehst?

GI: Ich weiß nicht genau. Ich skate einfach gerne und einen Trick zu landen, ist immer noch ein tolles Gefühl für mich. Etwas schaffen, dass du vorher nie gemacht hast, ist nach wie vor das Beste. Ich muss auch immer noch an meiner Geduld arbeiten, denn ich raste schnell aus. Einen Trick zu stehen, ist stets ein Kampf, aber es gibt kein besseres Gefühl, als endlich weiter zu fahren. That´s what it´s all about!

P: Du wirst bald 39. Wie lange willst du noch professionell skaten?

GI: Für mich gibt es da verschieden Ebenen der Professionalität. Solange ich skate und etwas bieten kann, mache ich weiter. Ich mache mir keinen Kopf über das Alter oder so. Scheiß drauf, einfach weiter skaten.

P: Wenn du dir deine Karriere anguckst, gibt es Dinge, die du bereust?

GI: Ich würde mich wahrscheinlich tierisch aufregen, wenn ich mich damit beschäftigen würde. Ich gucke nur nach vorn.

P: Wo siehst du dich in zehn Jahren?

GI: Irgendwo in Süditalien. Mit einer Limonade in der Hand.

P: Gibt es noch irgendeinen Ratschlag für die Kids da draußen?

GI: Ich gebe keine Ratschläge. Lebt und lernt.

P: Gino, vielen Dank für deine Zeit.

Hier noch ein paar Classic Gin Clips für euch:

Gino´neue Nike Ad

Gino´s Part in Yeah Right!

Gino´s Part in 20 Shot Sequence

Gino´s Part in Hot Chocolate Tour