Anthony van Engelen darf ohne Übertreibung getrost als lebende Legende bezeichnet werden. Unvergessen seine Parts im “DC Video”, Alien Workshops “Photosynthesis” oder “Mind Field”. Mittlerweile ist AVE 36 Jahre alt und hat es trotzdem fertiggebracht den letzten Part im neuen Vans Video abzuliefern. Beeindrucked, wenn man bedenkt, dass er in der Zwischenzeit mit Fucking Awesome und Hockey Skateboards noch zwei angesagte Brands gelauncht hat. Während der “Propeller” Premiere im Berliner Babylon Kino hatte unser rasender Reporter Roland die Möglichkeit Anthony zu treffen und mit ihm über das Internet, Magazine und seinen Gesundheitszustand zu sprechen. Here we go:

Hallo Anthony, Glückwunsch zu deinem Part. Wie lange hast du insgesamt dafür gefilmt?
Ungefähr fünf Jahre, davon drei ziemlich intensiv.

Du arbeitest schon lange mit Greg Hunt zusammen, wenn ich an das DC Video oder Mindfield denke, sind in jedem Video andere Stimmungen. Hat sich eure Zusammenarbeit über die Jahre verändert?
Das Filming und das Skating an sich haben sich nicht besonders verändert, was ich auch gut finde. Greg und ich haben uns persönlich natürlich weiterentwickelt, vertrauen einander und in unsere Fähigkeiten. Wir sind ein gutes Team glaube ich.

In deinem aktuellen Thrasher Interview sieht man, dass dein Fuß getaped ist. Kannst du dir die Zeit nehmen Verletzungen richtig auszukurieren?
Eigentlich geht es mir tatsächlich ganz gut gerade. Mein Fuß ist immer kaputt, das ist was chronisches. Ich könnte ihn operieren lassen, aber ich habe Angst vor der Pause und solange es geht… Irgendwann sollte ich das aber wirklich mal angehen…

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Skateboarding hat sich durch das Internet extrem verändert. Es gibt immer weniger Magazine und sich Sachen im Internet anzugucken ist etwas komplett anderes, wie siehst du diese Entwicklung?
Ehrlich gesagt kann ich es nicht verstehen, es ist traurig. Ich habe noch nie irgendetwas ausschließlich für das Internet gefilmt oder produziert. Ich bin froh, dass meine Karriere vorbei sein wird, wenn das Internet alles übernimmt. Es macht einfach keinen Sinn, ein Foto nicht anfassen zu können: Sich alte Magazine anzugucken und sich an bestimme Tricks oder Anzeigen zu erinnern – das geht in der digitalen Welt total verloren. Wo soll das hinführen? Ein Foto in einem Magazin ist für die Ewigkeit!

Websites wie Chromeball posten alte Anzeigen – denkst du, es ist wichtig, solche Sachen im Internet zu archivieren?
Natürlich ist das ein guter Weg, trotzdem ist ein Magazin, dass irgendwann in einem Keller gefunden wird, mehr wert. Ich habe tausende alter Magazine bei mir zuhause rumfliegen und ich kann mich stundenlang mit ihnen beschäftigen. Es ist traurig, dass es immer weniger von ihnen geben wird…

Es ist einfach zu viel, zu schnell… Es ist scheiße.

Ist es dasselbe mit Videos? Viele sagen ja, dass das “Propeller” eines der letzten Company Full Lengths sein könnte… Für mich wirkt es, als würde Skateboardvideos immer weniger geguckt werden, weil ständig neue nachkommen. Früher liefen VHS Kassetten bis zum Bandsalat, heute ist alles nur noch einen Klick entfernt.
Das ist so schade – was Skateboarding betrifft macht mich das Internet richtig fertig. Wir werden völlig überfordert, es gibt zu viel Output, aber nichts sticht mehr besonders heraus: Die Meilensteine fehlen. Es gibt so viele gute Parts, die dann von irgendeinem belanglosen Sommertour Video einer Sonnenbrillencompany verdrängt werden… Es ist einfach zu viel, zu schnell… Es ist scheiße. Das Internet ist eine Maschine, die wir in Gang gesetzt haben und die wir nicht mehr aufhalten können…

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Es gibt viele neue (europäische) Skateboardcompanies, die versuchen ihr Ding zu machen. Wie siehst du diese Entwicklung?
Es ist super, Veränderung ist gut: In den letzten Jahren war alles sehr kommerziell und es wurde nicht viel experimentiert… Im Moment sehen wir ein Revival der wahren Skateboardkultur.

Interview: Roland Hoogwater
Fotos: Vans